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Vorwort

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Der 22. Band der "Quelleneditionen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung" folgt einerseits dem etablierten Muster der Reihe, Quellentexte, die auch kurz sein dürfen, undogmatisch in jeweils angepasster Form zu edieren, in ausführlichen Kommentaren zu erläutern und zu kontextualisieren. Andererseits bringt er auch eine Neuerung, denn als erster Band der Reihe erscheint er "hybrid" als gedrucktes Buch und zugleich als digitale Edition.

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Diese überfällige Neuerung hat eine längere Vorgeschichte. Ohne viel Aufhebens hat das IÖG vor Jahren im von ihm betreuten Masterstudium eine von kompetenter Seite angebotene Einführung in digitales Edieren in eine seiner Lehrveranstaltungen integriert, um in die vielfältigen begrüßenswerten Möglichkeiten, die das digitale Instrumentarium für Editionen eröffnet, einzuführen und zu zeigen, wie sie die Grundkompetenz, Quellen in ihrer Sprache und Gestalt zu verstehen und aufzubereiten, nicht ersetzen, sondern erweitern. Der konkrete Anstoß, auch in den QIÖG digitale Editionen zu bieten, kam dann von Seiten des Projektteams, das sich mit der Edition der Korrespondenz der Brüder Pez aus dem Benediktinerkloster Melk befasst (bisher QIÖG 2/1 und 2/2). Für eine projektspezifische Pilot- und Sondierungsphase, die sich freilich konzeptionell bereits auf die gesamte Reihe bezog, warb Thomas Wallnig beim Österreichischen Wissenschaftsfonds FWF (Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung) eine finanzielle Unterstützung in Form eine Publikationsförderung ein (PUD-23). Das Ziel war die hybride Publikation, also eine digitale und eine gedruckte Version aus demselben Datenbestand, und eine gemäß dem Konzept der Reihe flexibel adaptierbare, niederschwellige Benützeroberfläche für dessen Erstellung. Diese sollte es ermöglichen, einerseits dem Digitalen nicht unbedingt zugeneigte Bearbeiter*innen zu gewinnen, andererseits auch Qualifikationsarbeiten aus dem Masterstudium aufnehmen zu können, ohne die unter Zeitdruck stehenden Studierenden durch den technischen Teil der Arbeit zu sehr vom wissenschaftlichen – ohne die Teile scharf abgrenzen zu wollen – abzulenken. Neben den wissenschaftlichen Interessen waren auch die des Verlags zu wahren.

Die intern sehr fruchtbaren Planungen gemeinsam mit dem Böhlau-Verlag und dem Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage (ACDH-CH) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften wurden durch externe Schwierigkeiten beeinträchtigt. Personen- und Eigentümerwechsel warfen die weit gediehenen Vorbereitungen mehrfach zurück und zwangen zu Neuplanungen. Eine der Übernahmen brachte dann Verlag und Reihe an den niederländischen Verlag Brill, der bereits digitale Editionen in seinem Programm hatte. So lag es nahe, die QIÖG unter möglichster Wahrung ihres Profils hier einzupassen, dabei aber nicht von der intendierten hybriden Publikationsform abzugehen. Dass dafür neuerliche Abstimmungen nötig waren, liegt auf der Hand.

Das Ergebnis ist der vorliegende Band, dessen Bearbeiterin nicht genug für ihre Bereitschaft gedankt werden kann, als Pionierin einen beschwerlichen Weg zu gehen. Wenn

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auch digitale Editionen keine Neuigkeit mehr darstellen, so ist es das Zusammenspiel aller Beteiligten im Rahmen der QIÖG doch und musste erarbeitet werden. Insofern war die handhabbare Kürze des edierten Quellentexts willkommen, und noch werden die Möglichkeiten der digitalen Präsentation in diesem Pilotprojekt nicht ausgeschöpft, aber künftige Bände sollen auf dem erarbeiteten Konzept und den gewonnenen Erfahrungen aufbauen können. Ob das gelingen wird und die dQIÖG sich als flexible Reihe vielfältiger hybrider Quelleneditionen etablieren können, hängt nicht nur von den unmittelbar Beteiligten, sondern auch von externen, sehr lokalen bis gänzlich globalen Faktoren ab.

Zuletzt kurz zur Frage, warum hybrid: Das gedruckte Buch als stabile Referenzgröße behält seinen Wert, auch als materiell-immaterielles Kulturerbe, und bietet in vielen Aspekten einen höheren Benützungskomfort, von augenschonender Lektüre über rasches Blättern bis zum konzentrierten Lesen – gegebenenfalls auch von lateinischen Sätzen, deren Länge das Fassungsvermögen eines Bildschirms übersteigt. Die digitale Form erlaubt große Flexibilität in der Präsentation, auch von Varianten und verschiedenen Überlieferungen, bei entsprechender Vorbereitung vielfältige Abfrage- und damit Forschungsmöglichkeiten und, nicht ohne Risiko, Vernetzungen mit bestehenden externen Informationen. Ressourcenschonend ist keine der Publikationsformen. Aus diesen Gründen sehen wir keinen Fortschritt darin, zugunsten des einen Vorteils auf den anderen zu verzichten, wenn man von beiden profitieren kann.

Christian Lackner als Direktor des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung und die MIÖG-Redaktion

April 2024